Wildkräuter sind Wegbegleiter und wie kaum eine andere Pflanze ist der Spitzwegerich gerade in dieser von Corona bestimmten Zeit - wenn zwar nicht heilend - so doch außerordentlich unterstützend für uns da. Grund genug, ihm hier einen Platz zur Beachtung zu geben.
Mit dieser Serie wollen wir genau das machen. Beim letzten mal haben wir Ihnen die gewöhnliche Vogelmiere vorgestellt.
Name: Spitzwegerich
Auch:
König des Weges, Heilwegerich, Sohlenkraut, Weltenwanderer
Latein: Plantago lanceolata
Familie: Plantaginaceae
Gattung: Plantago
2014 wurde der Spitzwegerich, vor allem wegen seiner hervorragenden Heilwirkungen auf die Atemwege, die Mundschleimhaut und bei Wunden, zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.
Kaum ein anderes Gewächs liebt es so sehr, an und auf Wegen zu wachsen. Diesem Umstand geschuldet, erhielt der Spitzwegerich seinen volkstümlichen Namen: „wega“ althochdeutsch „Weg“ und „-rich“ = indogermanisch
„König, Herrscher“.
Man findet den Spitzwegerich hierzulande außerdem auf Wiesen und Weiden oder im Ödland. Ursprünglich aus Europa stammend, fand er schnell Verbreitung in vielen Ländern der Erde. Da er Schleimstoffe enthält, die in Verbindung mit Wasser ausgesprochen gut kleben, bleiben seine Samen leicht an Sohlen, Hufen oder Reifen hängen und er konnte auf diese Weise weltweit neue Standorte erobern (Namensgebung).
Der Spitzwegerich ist eine mehrjährige frostharte Pflanze. Er hat einen ausdauernden Wurzelstock mit vielen Faserwurzeln. Aus der grundständigen Rosette treiben im Frühjahr bis zu 30 cm lange, lanzettlich-spitze Blätter. Die
einzelnen Blätter haben 3 bis 7 parallel verlaufende deutlich sichtbare Blattnerven (Erkennungsmerkmal!). Seine zwittrigen Blüten (Blütezeit Mai-September) stehen auf langen, blattlosen Stängeln und zeigen sich zunächst im weiblichen Stadium als braune Blütenknöpfe mit kurzen silbrigen Fäden recht unscheinbar. Danach blühen sie zonenweise von unten nach oben auf, bilden die männlichen Staubblätter mit weißen Pollensäcken und anschließend schwarze Kapselfrüchte mit kleinen, aber äußerst schmackhaften Samen aus.
Was die ökologische Bedeutung betrifft, so sind alle Wegeriche besonders für die hier überwinternden Singvögel eine wertvolle Futterquelle.
Der Spitzwegerich enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Mineralien, Spurenelemente (insbes. Kieselsäure, Eisen, Kalium, Zink) und Vitamine (besonders Vit. A, C, K). Aufgrund seines Aucubingehaltes gehört der Spitzwegerich zu den antibiotisch wirkenden Pflanzen und sollte am besten roh verzehrt werden. Er ist zudem auch sehr enzymreich und ausgesprochen gut geeignet, unser Immunsystem und unsere Selbstheilungskräfte zu unterstützen.
In der Schulmedizin wird der Spitzwegerich innerlich als Tee, Saft, Sirup oder Tinktur bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut verwendet. Äußerlich wird er bei Insektenstichen und zur Wundheilung angewandt. Auch in der Volksheilkunde ist der Spitzwegerich aufgrund seiner Schleimstoffe schon lange als ein wunderbares Heilmittel bei Husten und zur Stärkung der Lunge bekannt. Er wird zur Stärkung des Lungengewebes bei Rauchern, Lungenentzündung, Asthma oder Bronchitis angewendet.
Zudem ist der Spitzwegerich eine gute Wahl, wenn es um die Blutreinigung oder einen empfindlichen Magen geht. Als Schleimpflanze unterstützt er auch die Haut, heilt kleine Wunden und lindert den Juckreiz z. B. bei Neurodermitis oder anderen Ausschlägen. Beim Kontakt mit Brennnesseln erweist er sich als sehr hilfreich. Hier empfiehlt es sich, die Blätter zwischen den Händen zu zerreiben und den austretenden Saft direkt auf die betroffenen Hautpartien aufzutragen. Neben- und Wechselwirkungen sind keine bekannt. Für die Anwendung von
Spitzwegerich während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 3 Jahren wird schulmedizinisch abgeraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört.
Für die Verwendung in der Wildkräuterküche werden die jungen und zarten Blätter im Frühling geerntet, denn sie schmecken am besten. Ob als Salatbeigabe, im Wildkräutersalz oder Smoothie, als Zutat in einer Kräutersuppe oder einer Kräuterbutter ist der Spitzwegerich gleichermaßen gut geeignet .
Gegen Vieles ist eben doch “... ein Kraut gewachsen“- ausprobieren lohnt sich!
Corinna Winderling
https://www.kostbarenatur.net/
http://neu.natur-und-kraeuterschule.de/
Neun- Pflanzen-Ausbildung 2020, Der Spitzwegerich, Anja Böhme, Natur- und Kräuterschule Lumdatal
Alle Hinweise auf Heilwirkung und Gebrauch von Heilpflanzen haben an dieser Stelle rein informativen Charakter. Jegliche Garantie und Haftung durch Umsetzen der erworbenen Kenntnisse und Rezepte wird ausgeschlossen.