Die Apfelgespinnstmotte

Die klimatischen Bedingungen in den letzten Jahren - ein milder Winter und ein trocken-warmes Frühjahr - beschreiben eigentlich die optimalen Bedingungen für die Gespinstmotten im Allgemeinen, aber eben auch für die Apfel-Gespinstmotte (yponomeuta malinellus).

Die Raupen der Gespinstmotte fressen sich an einem jungen Trieb entlang
Die Raupen der Gespinstmotte fressen sich an einem jungen Trieb entlang

Sowohl die Raupen als auch die Falter haben keine Brennhaare und sind daher für Mensch und Tier vollkommen ungefährlich. Für die betroffenen Gehölze ist der Befall zwar ein unwillkommener Stress, aber im Normalfall besteht für das Gehölz kein existenzielles Risiko.

Der leicht abbaubare Raupenkot liefert dem Baum einen Großteil der durch den Blattfraß verlorenen gegangenen Mineral- und Nährstoffe zurück. Trotz eines möglichen Kahlfraßes, schlagen die Wirtspflanzen meist sogar noch im gleichen Jahr mit dem sogenannten Johannistrieb um den 24. Juni herum wieder aus und lassen den Kahlfraß nur wenige Wochen danach überhaupt nicht mehr erkennen. Tatsächlich handelt es sich also auch um eine Chance für das Gehölz.

 

Ganz anders ist eine einfache mechanische oder chemische Behandlung der Raupen einzuordnen. Oft führt genau dies häufig zu irreparablen Schäden am Gehölz und damit zum Tod des Baumes. Eine Bekämpfung der Raupen ist aus verschiedenen Gründen vollkommen überflüssig:

  • Aufgrund einer hohen Raupenpopulation durch gute Wetterbedingungen reguliert sich der Bestand mittel- bis langfristig selbst.
  • Mangelnde Nahrungsangebote führen zu Hungerstress.
  • Die hohe Population fördert Pilze, Viren und Krankheiten, welche Raupen und Falter negativ beeinflussen.
  • Natürliche Gegenspieler sind verschiedene Vogelarten, Spinnen und bis zu 80 weitere Insektenarten, darunter auch Raubwanzen, Raupenfliegen, Schlupfwespen sowie Erz- und Brackwespen. Ein Grund mehr also, Wespen und Co. nicht pauschal als Feind zu betrachten.
Der komplette Kahlfrass bedeutet Stress, ist aber für gesunde Gehölze kein Problem
Der komplette Kahlfrass bedeutet Stress, ist aber für gesunde Gehölze kein Problem

Aber Vorsicht bitte vor Verwechslungen. Nicht nur die Gespinstmotte spinnt atemberaubende Bauten. Viele Schmetterlingsarten, aber auch beispielsweise die Gespinstblattwespen tun es ihr gleich. Diese bauen  ihre Gespinste ebenfalls in Büschen und Bäumen, selbst in Küstenlebensräumen, vor allem aber in Hecken, Parks und an Waldrändern. Während einige Arten sehr unscheinbare, leicht zu übersehende Gespinste bauen, können andere Arten sehr auffällig und weithin sichtbar sein.

Wichtig ist es darauf zu achten, ob die Raupen behaart sind. Immer dann könnte es sich um Brennhaare handeln, die zu allergischen und anderen negativen gesundheitlichen Reaktionen führen könnten. Aber auch all diese Arten haben eine wichtige Bedeutung im Naturhaushalt.

 

Woran erkennen wir die Gespinstmotten? Die Raupen der Gespinstmotten sind ohne Behaarung, gelblich bis graubraun gefärbt mit schwarzen Flecken. Im Laufe des Juni verpuppen sich die Raupen und gegen Anfang Juli schlüpfen die Falter. Die meisten der bei uns vorkommenden Gespinstmottenarten haben weiße Vorderflügel mit schwarzen Punkten. Die eher graubraunen Hinterflügel bleiben verborgen.

Das halbe Dutzend an Gehölzen fressender heimischer Gespinstmotten-Arten ist übrigens sehr schwer auseinanderzuhalten. Am ehesten gelingt das noch über die Raupen, denn die meisten Arten haben sich auf bestimmte Bäume und Sträucher spezialisiert.


Quellen & Bildnachweise